Alnus glutinosa
Die Schwarzerle – die orange Nasse

Brett mit orangefarbigem HolzanschnittZoombild vorhanden

Schwarzerlenbrett
Foto: Klaus Stögbauer

In Deutschland und weiten Teilen Europas ist die Gattung der Erlengewächse seit Jahrhunderten vertreten. Es kommen im Wesentlichen drei Arten vor. Die Grünerle als Strauch- oder Buschform in den Alpen, die Grauerle als Baum zweiter Ordnung, auch eher in bergigen Gebieten und die bekannteste Art, die Schwarzerle entlang von Flüssen und sehr nassen Standorten. Letztere ist die mit Abstand wichtigste Art und wird hier beschrieben. Rasch wachsend, extreme Standorte besiedelnd und ein orange-rötliches Holz machen die Baumart interessant.

Die Schwarzerle ist eine nach Licht suchende Pionierbaumart. Sie kann sehr gut ganz nasse und feuchte Böden besiedeln und ist ausgesprochen "frosthart", das heißt Fröste machen ihr wenig aus. Sie hat ein Herzwurzel-Senkersystem, mit dem sie sich gut verankern kann. Die Wurzeln bilden in Bodennähe sogenannte Knöllchen, mit denen sie sehr gut den Luftstickstoff verarbeiten und für sich nutzen kann. Nur Moore mag die Schwarzerle nicht. Ihre Nährstoffansprüche an den Boden sind eher gering.

Wird über 25 Meter hoch

Sie wird ein hoher Baum mit deutlich über 25 Meter Höhe und ist, wie alle Pioniere, raschwüchsig. Nur richtig alt werden die Erlen eher weniger. Mehr als vielleicht 150 Jahre erreichen viele Erlen gar nicht. Was die Erlen aber gut können, ist gerade wachsen. Ganz selten findet man krumme oder zwieselige Exemplare. Und – die Erlen schlagen sehr gut und intensiv vom Stock aus, wenn sie abgeschnitten wurden.
Zweig mit grünen Blättern und kleinen ZapfenZoombild vorhanden

Schwarzerlenzweig
Foto: Klaus Schreiber

Die Blätter der Schwarzerle sind wechselständig angeordnet, eher eiförmig und die Oberseite des Blattes ist meistens eingebuchtet. Typisch sind die kleinen kugelförmigen Zäpfchen, die im Herbst heranreifen und dann die Samen im Frühjahr freigeben. Die Rinde ist eher grobborkig und hat mit dem Alter schwarze Partien (daher der Name!).
Das Holz ist herrlich orange leuchtend, vor allem wenn es frisch abgeschnitten wird, und ist dadurch kaum zu verwechseln. Später wird es leicht bräunlich. Es ist eher weich und hat einen geringen Brennwert, ähnlich der Fichte. Außerhalb vom Wasser ist es wenig dauerhaft, im Wasser stehend hält es jedoch Jahrhunderte. Gerade im Möbelbau war Erlenholz lange Jahre sehr beliebt – ist es heute noch.

Eine Alternative im Klimawandel

Durch das fließende Wasser, an dem die Erlen ja häufig zu finden sind, hat sich vor ca. 15 bis 20 Jahren der Pilz Phythophtora bei den Erlen ausbreiten können. Dieser Pilz ist über die Wurzeln im Wasser eingedrungen und hat dann als Folge zunächst den Wurzelansatz zum Faulen gebracht und dann ganze Astpartien oder komplette Erlen absterben lassen. Schwarzer oder dunkler Schleimfluss an den Stammteilen ist ein gutes Erkennungsmerkmal. Mittlerweile hat man mit "phythophtora-freiem" Pflanzgut diese Krankheit relativ gut in den Griff bekommen und Erlen werden wieder häufiger angebaut.
Bäume mit grünen Blättern stehen auf einer FlächeZoombild vorhanden

Erlenbruchwald
Foto: Dr. Matthias Jantsch

Die Erlen sind im Klimawandel auf den geeigneten wasserbeeinflussten Standorten neben den Flatterulmen oder Pappeln fast die einzige Alternative, nachdem die Esche dort ja bekannterweise ausgefallen ist. Der Erlenbruchwald ist eine wichtige natürliche Waldgesellschaft in Mitteleuropa und auch in Bayern. Ein typisches Beispiel in Reinform finden wir im Rainer Wald im Landkreis Straubing-Bogen. Oftmals sind diese Standorte auch mit einer Schutzkategorie versehen. Eine Holzernte darf dort nur bei starkem Frost erfolgen, ohne Bodenschäden zu verursachen.

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