Seminar zu tiergestützter Intervention in der Sozialen Landwirtschaft
Kontakt mit Tieren zaubert gute Laune

In grüner Hügellandschaft hat sich eine große Gruppe von Frauen und Männern mit vier Alpakas zum Foto zusammengestellt.Zoombild vorhanden

Fotos © Christine Schmid, AELF DS

Einen Tag lang ging es im AELF in Deggendorf und bei den Lindforst Alpakas in Schwarzach um Theorie und Praxis in der tiergestützten Intervention. 21 Tierhalterinnen und -halter aus ganz Bayern informierten sich unter anderem über Tierschutzauflagen. Isabella Ott aus dem AELF Deggendorf-Straubing und Kerstin Rose aus dem AELF Passau hatten das Seminar vorbereitet.

Anfänger und Profis berichteten von ihren Erfahrungen mit unterschiedlichsten Tieren. Von Hunden, Katzen und Hühnern bis hin zu Pferden, Kühen, Schafen, Ziegen, Eseln und Alpakas ist auf den Betrieben der Anwesenden jede Menge Getier vertreten. Die Herden unterschiedlich groß, das Konzept so vielfältig wie die Betreiberinnen und Betreiber. Manche mit jahrelanger Erfahrung, andere noch in der Findungsphase.

Wissen und Erfahrung der Teilnehmer
Viele bringen in ihre Soziale Landwirtschaft Know-how aus sozialen und pflegerischen Berufen oder Lehrtätigkeit ein. Die einen begrüßen Besucherinnen und Besucher mit unterschiedlichen Einschränkungen auf ihrem Hof, andere fahren mit ihren Tieren beispielsweise ins Seniorenheim. Alle entwickeln ihre Projekte weiter.
Tierschutzauflagen und mehr
Was beim Einsatz von Tieren in der Sozialen Landwirtschaft zu beachten ist, und unter welchen Voraussetzungen der Tierhalter und die Tierhalterin eine Erlaubnis nach §11 des Tierschutzgesetzes braucht – darüber klärte Dr. Barbara Schneider auf, Fachärztin für Tierverhaltenskunde am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Schneider berichtete von vielen Einzelfällen „mit Gefahren durch Haltung und Transport, an die man nicht denkt“.
Frauen und Männer führen drei weiße Alpakas an der Leine über ein Feld.Zoombild vorhanden

Spaziergang mit Alpakas.

Die §11-Genehmigung obliegt häufig einer Einzelfallentscheidung, weil die Beispiele sehr unterschiedlich sind, hieß es. Sie ist beim jeweiligen Landratsamt zu beantragen, wenn Tiere gewerbsmäßig, mit Gewinnerzielungsabsicht, selbständig, planmäßig und fortgesetzt gehalten werden. Grundsätzlich müssen Tiere ernährt, gepflegt, verhaltensgerecht untergebracht, artgemäß bewegt werden, ohne Überforderung, mit regelmäßigen Pausen, so dass man ihnen keine Schäden oder Leiden zufügt. „Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit“, sagte Schneider. Die Anwesenden zu dem Fazit, dass es Sinn macht, sich im Vorfeld gut über den §11 Tierschutzgesetz zu informieren und nachzuhaken, wenn die genannten Auflagen beispielsweise zum Pferd aber nicht zur Haltung von Alpakas passen.
Praktische Einblicke in die Arbeit mit Eseln
Gabi Stadler vom Eselbegegnungshof Bierhütte im Landkreis Freyung-Grafenau, die als Dorfhelferin und in der Seniorenarbeit tätig war und ist, gewährte Einblicke in ihre Arbeit mit Eseln. Seit diesem Jahr kommen Klientinnen und Klienten der Psychosomatik-Klinik in Freyung zu ihr, die völlig unterschiedliche Krankheitsbilder wie Sprachentwicklungs- oder Essstörungen haben.
Zwei Frauen, ein Mann und ein Alpakahengst stellen sich zum Foto.Zoombild vorhanden

Organisatorinnen und Gastgeber

Herausfordernd sei es für sie gewesen zu akzeptieren, „dass ich selbst da gar nichts bewirken kann. Ich mache keine Therapie, bin keine Therapeutin. Ich stelle die Tiere der Therapeutin zur Verfügung. Die neugierigen Esel dürfen als Co-Therapeuten mitwirken.“ Sie habe ihre eigenen Ansprüche zurückschrauben müssen und gelernt „es reicht, wenn die Leute mit einem Lächeln heimgehen.“ Mit der Psychologin abgesprochen sei langsames Vorgehen nach dem Prinzip „Beobachten, Berühren und Bewegen“.
Faszination Alpakas: Haltung und Pflege
Dass die kamelnasigen und großäugigen Alpakas gar nicht so leicht zu halten sind, hörten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Marita und Dr. Georg Jungnitsch und spürten gleichzeitig deren Faszination, spätestens, als sie mit ihnen spazieren gingen. Der Psychologe berichtete aus der Arbeit mit psychisch Erkrankten im Bezirksklinikum Mainkofen. Das Ehepaar hält derzeit eine Herde von 32 Tieren, am Haus, in unmittelbarer Nähe und etliche Kilometer entfernt. Sie züchten erfolgreich und geben Kurse zur richtigen Haltung von Alpakas. Sie beantworteten alle Fragen von der Fütterung bis zur Führung, Haltung der Tiere und Vermarktung der Wolle. Und die Gäste genossen die Zeit mit den Tieren auf der Weide.