Wildlebensraum-Modellgebiet Gänsdorf
Eine Freifläche für Photovoltaik und Wildtiere

Ein Wildlebensraum mit toten Ästen, Tümpel, Gräsern. Im HIntergund eine Photovoltaikanlage und ein Maisfeld.Zoombild vorhanden

© Hans Laumer, AELF DS

Feldhase, Biene, Rebhuhn und Co. sind wichtige Bewohner unserer Kulturlandschaft. In Gänsdorf bei Straßkirchen im Landkreis Straubing-Bogen setzen sich Landwirte, Jäger und Naturschutzverbände gemeinschaftlich und erfolgreich für die Artenvielfalt ein. Das Modellgebiet gibt es seit 2016. Die Wildlebensraumberatung am AELF Deggendorf-Straubing betreut und entwickelt es weiter.

Der Lebensraum offene Kulturlandschaft ist historisch durch die Landwirtschaft entstanden. Zahlreiche wildlebende Tier- und Pflanzenarten finden dort Nahrung, Unterschlupf, Orte zur Fortpflanzung und Überwinterung. Sie werden in Gänsdorf mit besonderem Augenmerk erhalten und gepflegt. Wildtiere, Lebensräume und die Bewirtschaftung der Flächen durch die Landwirte sind eng miteinander verbunden.

Allgemeine Informationen

Das Wildlebensraum-Modellgebiet war das erste in Niederbayern und liegt auf dem Grund der Photovoltaikanlage Gänsdorf, die eine Fläche von rund 130 Hektar umfasst. Dem Grundbesitzer ist es ein wichtiges Anliegen, Ökologie und Ökonomie auf einer Fläche zu verbinden. Beim Baubeginn 2009 war diese Photovoltaik-Freiflächenanlage die größte der Welt und sollte auch im Hinblick auf das Wild und weitere Lebewesen spitzenmäßig werden. Heute liefert die Anlage rund 55 MW Energie und bietet vielfältigen Lebensraum.
In enger Zusammenarbeit mit dem Besitzer entstanden im Laufe der vergangenen Jahre 35 Hektar Wildlebensraum. Anfangs wurden Blühflächen und -streifen angelegt, um Nahrung und Deckungsmöglichkeiten zu bieten. Punktuell gesetzte Schwarzbrachestreifen erhöhen die ökologische Funktion zusätzlich. Die Grünlandareale der Anlage werden durch ein ganzheitliches Mäh- und Mulch-Konzept optimiert, so dass beispielsweise überjährige Altgrasstreifen als Deckungs- und Bruträume gezielt geschaffen und erhalten werden.

Ergebnisse

Im Jahr 2018 wurde der Vogelbesatz des gesamten Gebietes durch ein Glücksspiralenprojekt gemeinsam mit dem Bezirksverband Niederbayern des Landesbundes für Vogelschutz e.V. (LBV) evaluiert.
  • Erstmals seit Jahren wurden wieder mehrere Rebhuhnketten gesichtet.
  • Ein stabiler Besatz an Hasen, Fasanen und Rehen wurde verzeichnet.
  • Auf den Flächen konzentrieren sich einige Arten der Roten Liste.

Erfolge

Insgesamt sind auf der Fläche in Gänsdorf mittlerweile über 30 verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die den Wildlebensraum verbessern. Das Anhäufen von Lesesteinen verbessert den Lebensraum Hecke ebenso wie die Steigerung der Totholzanteile durch Ast- und Totholzhaufen. Die Ausbringung von Sand dient Hühnervögeln als Huderplatz und Wildbienen als Brutraum. Die zusätzlich angelegte Kombination aus einer Miscanthus- und einer Feuchtfläche sorgt für Wasser und Deckung in unmittelbarer Nähe. Durch diese Kleinstbiotope lässt sich die Qualität des Lebensraumes für Insekten, Amphibien und Reptilien erhöhen. Die geschickte Kombination der Lebensräume bringt den Erfolg.

Umgesetzte Maßnahmen der vergangenen Jahre

Jahr 2018

  • drei Anbauverfahren ohne jegliche Pflanzenschutzmaßnahmen
    • Aussaat von Maisstreifen in einer Art Mantelsaat: außen herum Maisanssaat, innen eine Brachefläche
    • Getreideanbau mit dreifachem Reihenabstand
    • Kartoffelanbau als Reihenkultur
  • weitere Verfeinerung des Mäh- und Mulchkozeptes
  • Einsatz von akustischen Wildwarngeräten bei Mäh- und Mulcharbeiten
  • wildtiergerechter Winterzwischenfruchtanbau auf 5 Hektar Fläche
  • Anlage eines weiteren Tümpels
  • Brunnenbohrung zur Wasserversorgung des neu angelegten Tümpels mittels einer solarbetriebenen Pumpe
  • Wiederinbetriebnahme einer Bewässerungsleitung zur Bewässerung von mehreren Flachwasserzonen

Jahr 2017

  • Anlage einer weiteren Blühfläche
  • Mäh- und Mulchkonzept für die gesamte Fläche
  • Anlage eines Sandhaufens
  • Anlage eines Lesesteinhaufens
  • Anlage weiterer Schwarzbrachestreifen
  • Anlage einer Maisfläche
  • zeitweise Flutung einer flachen Bodenmulde
  • Zwischenfruchtanbau

Jahr 2016

  • Anlage eines weiteren Blühstreifens
  • Anlage von Schwarzbrachestreifen
  • Anlage eines Totholzstapels
  • Anlage eines Tümpels
  • Aufstellen eines Futterautomaten

Jahr 2015

  • Anlage einer Miscanthusfläche
  • Mäh- und Mulchkonzept auf einer Teilfläche
  • Anlage des ersten Blühstreifens
  • Heckenpflege, Anlage von Asthaufen

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