Grünlandtag in Steinach
Bestandsregulierung wird schwieriger

Im Vordergrund steht eine landwirtschaftliche Maschine, die zahlreiche Männer und Frauen betrachten. Im Hintergund ene Scheune.Zoombild vorhanden

© Christine Schmid

Der Grünlandtag in Steinach findet mittlerweile in zweijährigem Turnus statt. Rund 80 Praktiker, Züchter und Behördenvertreter lauschten den Vorträgen, informierten sich im Juli 2024 über Saatmischungen sowie Unkrautbekämpfung und schauten sich unter anderem zwei Spot Spray-Geräte genauer an.

Josef Groß, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf-Straubing, zu dem die Versuchsstelle Steinach gehört, sowie deren Leiter, Wolfgang Viehbacher führten in die Materie ein. Steinach sei die 'Grünlandbastion für den ostbayerischen Raum', wie Viehbacher sagte, und das Versuchszentrum Ostbayern für rund 90 Versuche in der südlichen Oberpfalz und Niederbayern verantwortlich. Die Pflege würde infolge der zahlreichen Vorschriften immer komplexer.

Verunkrautung von Anfang an vermeiden
Doch um gesundes, energiereiches Tierfutter zu erzeugen, sollten Lücken im Bestand und Verunkrautung vermieden werden, ergänzte Max Dendl vom AELF. Ideal wäre es, wenn Nach- und Neusaaten gar nicht erst nötig würden. "Doch in der Praxis schleichen sich Unkräuter, auch giftige, in den Bestand ein."
Grünland komplexer als oft vermutet
Klaus Gehring, Fachmann für Herbologie der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigte Bedarf, Möglichkeiten und Grenzen des Unkrautmanagements. Die Komplexität des Grünlands und seiner Anforderungen werde häufig unterschätzt. Je nach Standortfaktoren und Nutzung reiche es von einer intensiv wirtschaftlich genutzten Fläche bis zu einer mit quasi Biotop-Charakter. Es würden dort Futter und Rohstoff für die Biogasanlage erzeugt, sagte Gehring. Die Fläche sorge für Biodiversität, senke CO2 und produziere Sauerstoff, diene dem Gewässer- und Bodenschutz und gehöre zur geschätzten Kulturlandschaft.
Tierfutter: Null Toleranz bei Giftpflanzen
Um dies zu gewährleisten, bedürfe es einer Nutzungsform und -intensität, die an den Standort und die Ansprüche des jeweiligen Betriebes angepasst seien. Pflanzen, die den Ertrag und damit den Wert minderten, müssten reguliert, Giftpflanzen bekämpft werden. Mindestens 200 bis 300 heimische Giftpflanzen gebe es. „Die haben auf einer Weide nichts verloren. Die müssen Landwirte erkennen und entfernen", so Gehring. Blieben sie stehen, müsse der Grünschnitt alternativ genutzt oder entsorgt werden. Bei Giftpflanzen gebe es null Toleranz gemäß Futtermittelrecht und Tierschutzgesetz.
Im Extremfall umbrechen und neu säen
Um einen Bestand zu regulieren, riet Gehring zu regelmäßigen, gezielten Maßnahmen. Einzelne Pflanzen sollten schnell und früh behandelt werden. Die Behandlung von Einzelpflanzen sei Standard, Flächenbehandlungen nur noch im Einzelfall nach Genehmigung möglich. Im Extremfall, beispielsweise einer Ampferwüste, sei es die beste Lösung, das Grünland umzubrechen und neu anzusäen. Zur chemischen Einzelpflanzenbehandlung gebe es unter anderem die Spot Spray Technik. Zwei solche Spritzen besichtigten die Praktiker am Nachmittag.
Bei Bestandspflege langfristig denken
Letztlich sei eine Bestandspflege und -regulierung eine langfristige Angelegenheit. Der Standort müsse über Jahre regelmäßig kontrolliert werden und einzelne wertmindernde oder Giftpflanzen frühzeitig entfernt werden. Dies kollidiere aber immer mehr mit verschärften Natur- und Artenschutzgesetzen auf bayerischer, deutscher und EU-Ebene.

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Landessortenversuche enorm wichtig
Den langen Weg einer Saat von der Forschung bis in den Handel und auf das Feld erläuterte Dr. Stefan Hartmann vom Institut für Pflanzenzüchtung der LfL. Dieser Prozess dauere zehn bis 15 Jahre, koste den Züchter viel Geld, sei aber nicht immer von wirtschaftlichem Erfolg gekrönt. Dazwischen lägen zahllose Prüfungen beim Züchter, bei der Wertprüfung vor der Zulassung und schließlich bei den Landessortenversuchen, wie sie die Versuchsstelle Steinach unternehme. Diese seien enorm wichtig, stellte Hartmann fest. "Eine Empfehlung ist immer auch ein Eingriff in den Markt." Darum brauche der, der empfehle, eine sichere Datengrundlage mit klaren Kriterien und ausreichend viele Versuchstandorte.

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