Landwirte unterstützen Artenhilfsprojekt
Kiebitz - Vogel des Jahres 2024

Kiebitz schreitet durch eine FeuchtflächeZoombild vorhanden

Kiebitz © Gunther Zieger / LBV

Mit seinem schimmernden Gefieder und stolzen Schopf ist er der Star unter den Wiesenbrütern: der Kiebitz. 2024 wurde er bereits zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres gekürt und bedarf aufgrund seines stark rückläufigen Bestandes vielfältiger Schutzmaßnahmen.

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fördert das Artenhilfsprojekt des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), damit sich Kiebitzschützer vernetzen und ihre Schutzbemühungen effizienter gestalten. Landwirtinnen und Landwirte der Landkreise Straubing-Bogen und Deggendorf schützen Gelege, indem sie diese markieren und umfahren.

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist eine der charakteristischen Arten der landwirtschaftlichen Flächen. Ursprünglich eine Art der Wiesen, Weiden und des offenen, flachen und feuchten Dauergrünlands, ist der Kiebitz in Bayern heute vornehmlich auf Ackerflächen zu finden. Der Bestand hat in den vergangenen Jahren um rund 90 Prozent abgenommen. Trotz vielfältiger Schutzmaßnahmen ist sein Bruterfolg immer noch zu gering. Um dem entgegenzuwirken, initiierte der LBV das bayernweite Kiebitzprojekt. Der Gelegeschutz für Feldvögel und Wiesenbrüter ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Landwirte und Landwirtinnen sollen informiert und eingebunden werden.

Warum sinken die Kiebitz-Bestände?

Wie viele Wiesenbrüter und Feldvögel ist der Kiebitz auf offene, flache Landschaften mit feuchten Bodenstellen angewiesen. Durch die Veränderungen in der Agrarlandschaft kommt es heutzutage vermehrt zur Brut in Ackerflächen, vor allem in Maisfeldern oder Sommerungen, die zum Zeitpunkt der Brutplatzwahl noch nicht bewirtschaftet sind. Doch trotz dieser Anpassung nimmt die Zahl der Kiebitze immer weiter ab. Gründe für die sinkenden Bestandszahlen sind neben dem Rückgang ihres ursprünglichen Lebensraums auch der Verlust von Gelegen bei der Bewirtschaftung. Außerdem gefährden Fressfeinde den Kiebitz. Auch Spaziergänger und Hunde können den Bodenbrüter stören. Kiebitze finden zudem immer weniger Nahrung, zu denen vor allem Insekten und deren Larven zählen.

Hilfe für Wiesenbrüter - aber wie?

Zwei Kiebitze fliegen über einem Feld Zoombild vorhanden

© Hans Clausen / LBV

Der Kiebitz steht auf der roten Liste Kategorie 2, stark gefährdet, deshalb ist der Gelegeschutz für Feldvögel und Wiesenbrüter ein wichtiger Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Auf Feldstücken, die in den entsprechenden Gebietskulissen für Feldvögel und Wiesenbrüter liegen, ist besonders aufzupassen. In den Landkreisen Deggendorf und Straubing trifft dies hauptsächlich für Gebiete an Donau und Isar zu. Einzusehen sind diese Gebiete online im FIN-Web des Landesamts für Umwelt unter der Wiesenbrüterkulisse.

Kulisse der Wiesenbrütergebiete (Fachinformationssystem FiN-Web) selbst abrufen Externer Link

Mit kleinen Maßnahmen den Kiebitz schützen

Mit einfachen Maßnahmen auf wenigen Quadratmetern lässt sich ein Kiebitzgelege retten. Wer ein Gelege entdeckt, markiert es mit einem Pfosten und umfährt diese Markierung mit einem Abstand von rundum mindestens zwei Metern. Feuchte Senken sollten nicht bestellt und umfahren werden. Sie sind ein wichtiger Lebensraum der Kiebitze, da sie dort ausreichen Nahrung (Würmer, Larven) finden. Selbst die eher unerwünschten Fahrspuren, in denen sich Wasser sammelt, helfen den Kiebitzen. Der Landesbund für Vogelschutz untertstützt Landwirtinnen und Landwirte vor Ort, Nester zu entdecken und zu markieren.

Artenhilfsprojekt Kiebitz - LBV Externer Link

Zeiten der Feldbewirtschaftung

Die Brutzeit beginnt je nach Witterung bereits ab Mitte März, dauert rund 30 Tage, bis Mitte Juni. Die Nester mit meist vier Eiern befinden sich oft in einer Mulde am Boden, von dem sie sich kaum abheben, so dass die Nester schwer zu entdecken sind. Hilfreich ist es, nach Kiebitzweibchen Ausschau zu halten, die auf Äckern landen. An diesen Stellen sind meist Nester zu finden. Die Küken sind Nestflüchter und können nach 35 bis 40 Tagen fliegen. Folgende Maßnahmen helfen, Gelege zu erhalten und Verluste in der Brut- und Aufzuchtzeit zu verringern.
  • idealerweise Verzicht auf Bodenbearbeitung, Feldbewirtschaftung und Mahd von Mitte März bis Ende Mai
  • alternativ: Bewirtschaftung innerhalb einer Woche, also Zusammenlegen von Bewirtschaftungsgängen, damit der Kiebitz nach Verlust des ersten Geleges ein zweites anlegen kann
  • Störungen minimieren; Überfahrten in den frühen Morgenstunden oder abends vermeiden
  • Maisaussaat im Direktsaatverfahren mit reduzierter Fahrgeschwindigkeit
  • Gülleausbringung nach Möglichkeit erst bei einer Bestandshöhe des Maises von 35 bis 50 cm
  • Muss die Einsaat aufgrund der Witterung ohnehin nach hinten verschoben werden, ist es für den Kiebitz hilfreich, wenn die Einsaat erst ab dem 20. Mai geschieht, was aus landwirtschaftlicher Sicht jedoch sehr spät ist, um einen rentablen Ernteertrag erzielen zu können.

Kiebitzgelege brauchen Ruhe

Doch nicht nur Landwirte können einen Beitrag zum Schutz der Gelege leisten, sondern die gesamte Bevölkerung. Oft nutzen Erholungssuchende Feldwege zum Spazierengehen. Hierbei müssen Hunde unbedingt an der Leine geführt werden. Auch das Befahren der Feldwege mit Motorrädern oder Quads ist zu vermeiden, denn durch die lauten Motorgeräusche kann es vorkommen, dass Brutvögel aus Angst flüchten und nicht mehr zum Gelege zurückkehren.

Steckbrief

  • Zwischen 1992 und 2016 sind die Kiebitzbestände in Deutschland um 88 Prozent zurückgegangen.
  • Der Kiebitz steht auf der roten Liste Kategorie 2: stark gefährdet.
  • Er ruft seinen Namen "Ki-witt".
  • Männliche Kiebitze unterscheiden sich zur Brutzeit von den Weibchen durch eine längere Federholle am Kopf, eine komplett schwarz gefärbte Brust (Weibchen haben meist eingestreute weiße Federn) sowie eine hellere Gesichtsfärbung.
  • Kiebitze bevorzugen offene Flächen mit niedriger Vegetation und Offenboden, die durch hohe Wasserstände besonders feucht sind. Sie brüten oft in Ackerflächen und profitieren besonders von Feuchtstellen in Äckern. Selbst Fahrspuren, in denen sich Wasser infolge der Bodenverdichtung sammelt, können hier helfen.
  • Kiebitze haben es gerne übersichtlich und meiden Gehölzstrukturen und andere Sichtbarrieren.
  • Sie nutzen ihre Brutstandorte immer wieder.
  • Hauptnahrung der Altvögel sind Bodenorganismen, z.B. Regenwürmer. Küken jagen vor allem Spinnen und andere Wirbellose auf dem Boden.
  • Insbesondere die Männchen der Kiebitze verteidigen ihre Reviere und vollführen im Frühjahr beeindruckende Balzflüge. Geeignete Flächen werden von mehreren Paaren in lockeren Kolonien besiedelt.
  • Das Nest ist eine Mulde am Boden mit meist vier Eiern. Die durchschnittliche Brutzeit beträgt etwa 28 Tage.
  • Die Jungen verlassen das Nest kurz nach dem Schlupf und sind sehr mobil. Ab etwa sechs Wochen sind sie flugfähig.
  • Die Brutzeit beginnt je nach Witterung bereits ab Mitte März. Bei Verlust des Nests legen die Kiebitze ein bis zwei Nachgelege an. Somit erstreckt sich die Aufzuchtzeit der Brut und Jungvögel von Mitte März bis etwa Mitte Juni.
  • Um den Bestand stabil zu halten, müsste ein Kiebitzküken pro Brutpaar und Jahr überleben und geschlechtsreif werden. Dies wird in den wenigsten bayerischen Brutgebieten erreicht.

Ansprechpartner beim Landesbund für Vogelschutz:
Jan Skorupa
Mobil: 0151 23809003
E-Mail: jan.skorupa@lbv.de


Marie-Therese Krieger
Tel.: 0171 6507122
E-Mail: marie.therese.krieger@lbv.de

Ansprechpartner beim AELF Deggendorf-Straubing:
Wildlebensraumberater Alois Dorfmeister (Landkreis Deggendorf)
Tel.: 0991 208-2128
E-Mail: poststelle@aelf-ds.bayern.de


Wildlebensraumberater Hans Laumer (Landkreis Straubing-Bogen und Stadt Straubing)
Mobil: 0172 4698944
E-Mail: poststelle@aelf-ds.bayern.de

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Kiebitzen eine Chance gegeben